Diversität
Das musst du wissen
- Diversität am Arbeitsplatz meint die gleichberechtigte Repräsentation von Mitarbeiter_innen* mit unterschiedlichen Merkmalen: Alter, ethnische Herkunft und Nationalität, Geschlecht und geschlechtliche Identität, körperliche und geistige Fähigkeiten, Religion oder Weltanschauung, sexuelle Orientierung sowie soziale Herkunft.
- Diversity Management beinhaltet beispielsweise bauliche Maßnahmen zur Barrierefreiheit, flexible Arbeitsmodelle, Weiterbildungsangebote oder individuelle Förderprogramme.
- Diverse Teams sind zufriedener, produktiver, innovativer und steigern den Umsatz.
Was bedeutet Diversität?
Diversität zielt auf die gleichberechtigte Repräsentation von Personen unterschiedlicher Gruppenidentitäten in der Gesellschaft. Dies bezieht sich ebenso auf organisationale Sozialsysteme wie die Arbeitswelt. Oft wird der Begriff Diversität synonym mit dem Begriff Vielfalt verwendet. Die Charta der Vielfalt – das ist ein Verein, der sich um die gelebte Vielfalt und dessen aktive Wertschätzung in der Gesellschaft bemüht – definiert folgende sieben Kern-Dimensionen der Vielfalt:
- Alter
- Ethnische Herkunft und Nationalität
- Geschlecht und geschlechtliche Identität
- Körperliche und geistige Fähigkeiten
- Religion oder Weltanschauung
- Sexuelle Orientierung
- Soziale Herkunft
Der innere Kern des Modells besteht aus der individuellen Persönlichkeit eines Menschen und den sieben Dimensionen der Vielfalt, die unmittelbar darum angeordnet sind. Diese beschreiben die unveränderbaren Eigenschaften eines Menschen und sind gleichzeitig auch die Merkmale, die den größten Einfluss auf die Ein- oder Ausgrenzung eines Menschen in der Gesellschaft haben.
Wie divers sind Arbeitgeber in Deutschland?
Ob im privaten oder beruflichen Umfeld, Diversität umgibt uns in allen Lebenslagen – zumindest sollte das Konzept der Vielfalt in all unseren Sozialsystemen eine große Rolle spielen. Vielleicht musstest aber auch du selbst schon mal feststellen, dass das leider nicht überall der Fall ist. Gerade in der Arbeitswelt ist die Belegschaft noch nicht divers genug. Leider wird auf dem Arbeitsmarkt immer noch nicht allen Menschen die gleiche Chance geboten; bestimmte Gruppen von Arbeitnehmern werden benachteiligt oder gar diskriminiert.
Fast die Hälfte der Beschäftigten gibt an, dass das Thema Diversität bei ihrem Arbeitgeber auch 2020 noch nicht präsent ist. Das sind erschreckende Werte. Fast noch schlimmer: 32 Prozent gaben an, dass Diversity bei ihrem Arbeitgeber zwar als Begriff auf dem Papier präsent ist, aber nicht tatsächlich gelebt wird (Quelle: StepStone, Handelsblatt Media Group, 2020).
Diskriminierung am Arbeitsplatz.
Noch extremer als nicht vorhandene Diversität in der Arbeitswelt ist die aktive Diskriminierung von Bewerbern oder Mitarbeitern im Job. Das fängt bei Themen wie dem Bewerbungsprozess an und breitet sich im gesamten Arbeitskontext von Positionen über Gehalt bis hin zu verbalen Angriffen aus. Bezüglich der Diskriminierung am Arbeitsplatz schneidet Deutschland im internationalen Vergleich zwar besser ab als beispielsweise Frankreich oder die USA, aber liefert dennoch hohe Zahlen. Über ein Drittel der befragten Beschäftigten zwischen 18 und 34 Jahren in Deutschland haben schon einmal Diskriminierung im Arbeitsumfeld erlebt oder beobachtet. Dabei betraf die Diskriminierung vor allem folgende Merkmale:
Merkmal | Anteil |
---|---|
Geschlecht | 24 % |
Alter | 22 % |
Ethnische Herkunft | 21 % |
Sexuelle Orientierung | 15 % |
Die geschlechterspezifischen Unterschiede werden besonders deutlich, wenn man sich die Führungsebene deutscher Firmen anschaut. Lediglich 22,5 Prozent der Führungspositionen in Deutschland sind mit Frauen besetzt. In den Börsen-Indizes DAX, MDAX und SDAX sind gerade einmal neun Prozent aller Vorstandsmitglieder weiblich (Quelle: EY, Mittelstandsbarometer, 2019). Hinzu kommt das Problem der ungleichen Bezahlung von Männern und Frauen für die gleiche Arbeit. Obwohl sich die Gender Pay Gap jährlich verringert, verdienen Frauen im Schnitt immer noch 18 Prozent weniger als Männer (Quelle: Statistisches Bundesamt, 2020).
Rechtliche Grundlagen
Um Diskriminierung am Arbeitsplatz zu vermeiden, gibt es rechtliche Grundlagen, an denen sich Arbeitgeber orientieren müssen.
Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG), auch Antidiskriminierungsgesetz genannt, schützt Personen, die aufgrund ihres Alters, ihrer ethnischen Herkunft oder Nationalität, ihres Geschlechtes, der sexuellen Identität oder Orientierung, körperlichen oder geistigen Einschränkungen oder ihrer Religion benachteiligt werden. Im Fall einer festgestellten Diskriminierung haben die Betroffenen ein Recht auf Entschädigung und Schadensersatz.
Bei der Durchsetzung der Richtlinien des AGG im Arbeitsalltag setzen Arbeitgeber verstärkt auf Diversitätsmanagement, auch Diversity Management genannt. Denn gerade in Zeiten von Fachkräftemangel werden Arbeitgeber ohne effektive Maßnahmen für mehr Diversität langfristig nicht im War for Talents mithalten können. Was es genau bedeutet, wenn dir ein Arbeitgeber Diversity Management als Benefit anbietet, erfährst du im Folgenden genauer.
Wie kann Diversity Management aussehen?
Diversity Management ist auf die Anerkennung und Wertschätzung aller Mitarbeiter ausgerichtet. Laut Charta der Vielfalt soll Diversitätsmanagement helfen, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Belegschaft zu erfassen, organisationsrelevante Aspekte dieser Vielfalt zu identifizieren und Arbeitsumfelder zu schaffen, die inklusiv und frei von Vorurteilen sind.
Diversity Management hat zum Ziel:
- die Vielfalt in der Belegschaft zu fördern,
- soziale Diskriminierung zu verhindern,
- unterrepräsentierten Gruppen Karrierewege zu ermöglichen und
- Chancengleichheit, Kreativität und Motivation zu steigern.
Der Diversity Management Studie zufolge konzentriert sich das Diversity Management deutscher Arbeitgeber dabei hauptsächlich auf kulturelle Hintergründe von Mitarbeitern und ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis. Dabei fällt auf, dass besonders das Bewusstsein für Mitarbeiter aus der LGBTQI-Community in den letzten Jahren zugenommen hat und sicher weiterhin an Relevanz zunehmen wird.
Schwerpunktthemen im Diversity Management von Unternehmen in Deutschland 2021
Schwerpunkt | 2018 | 2021 |
---|---|---|
Mitarbeiter mit vielfältigen kulturellen Hintergründen | 82 % | 90 % |
Ausgeglichenes Geschlechterverhältnis | 70 % | 78 % |
Offener Umgang mit LGBTQ-Themen | 33 % | 54 % |
Integration von Mitarbeitern mit Behinderung | 36 % | 47 % |
Im Sinne des Diversity Managements kann dein Arbeitgeber verschiedene Maßnahmen für die Praxis im Arbeitsalltag festlegen. Diese reichen von baulichen Veränderungen über die Gründung von internen Netzwerken für mehr Diversitätsbewusstsein bis hin zur transparenten Vergütung.
Maßnahmen für mehr Diversität am Arbeitsplatz
- AGG-konforme Stellenausschreibungen, um alle Gruppen der Gesellschaft gleichermaßen anzusprechen
- Bevorzugte Einstellung von Bewerbern unterrepräsentierter Gruppen unter den Arbeitnehmern
- Einrichtung geschlechtsneutraler Toiletten
- Barrierefreier Zugang zum Arbeitsplatz
- Flexibilität bei Arbeitszeiten und Arbeitsort
- Transparente Vergütung
- Flexible Feiertage je nach Religionszugehörigkeit
- Einrichtung von Gebetsräumen
- Interne Diversity Manager, die sich nur diesem Thema widmen
- Interne Netzwerke, in denen Mitarbeiter sich regelmäßig in einem geschützten Rahmen treffen, austauschen und gegenseitig unterstützen können
- Bildung und Aufklärung für alle Mitarbeiter zu Themen wie Diversität und Inklusion (z. B. Diversity Training)
- Events zum Thema Vielfalt
- Förderprogramme und Coachings, z. B. für Mitarbeitende in Teilzeit und mit Familienaufgaben
- Aus- oder Weiterbildungsprogramme speziell für Menschen mit Migrationshintergrund
- Workshops zur Digitalisierung, speziell für ältere Mitarbeiter
- Frühzeitige Vorbereitung älterer Mitarbeiter auf ihren Berufsausstieg
- Förderung der Zusammenarbeit zufällig ausgewählter Mitarbeiter, z. B. durch Mitarbeiter-Tandems
- Unterstützung externer Organisationen oder Projekte, die sich dem Thema Diversity widmen, z. B. in Form von Sponsorbeiträgen, Schirmherrschaften oder Spenden
Es gibt also eine Vielzahl an Maßnahmen, die Arbeitgeber ergreifen können, um Vielfalt zu fördern. Doch wie sieht es in der Realität aus, welche Vorhaben werden tatsächlich in der Praxis umgesetzt?
Wichtige Maßnahmen im Diversity Management:
Maßnahme | Prozent |
---|---|
Flexible Arbeitszeitmodelle | 80 % |
Umstrukturierung von Rekrutierungsprozessen | 69 % |
Familienfreundliche Angebote | 50 % |
Alters- und behindertengerechte Arbeitsplätze | 47 % |
Förderung der Akzeptanz und Toleranz von sexueller Identität und Orientierung | 43 % |
Programme für Quereinsteiger | 21 % |
Wo willst du arbeiten?
Vorteile von Diversität im Arbeitsleben
Natürlich profitierst du am meisten von Maßnahmen des Diversity Managements, wenn du selbst zuvor aufgrund persönlicher Eigenschaften im Arbeitsleben benachteiligt wurdest. Dann sind die Maßnahmen des Diversity Managements ein wichtiger Schritt in Richtung Gleichberechtigung. Aber auch alle anderen Mitarbeiter profitieren von den Bemühungen um ein möglichst diverses Team.
Gleichberechtigung im Teams fördert die Zufriedenheit aller Mitarbeiter.
- Wenn du dich in deinem Job wohl und in deinem Team gut integriert fühlst, bist du produktiver.
- In einem gleichberechtigten Team können alle Mitarbeiter ihr Potenzial ausschöpfen.
- Unterschiede hinsichtlich Denkweisen, Erfahrungen, Kompetenzen, Hintergründe und Kultur geben dir neue Impulse und fördern deine Kreativität.
- Diversität sorgt für Abwechslung und eine spannendere Arbeitsatmosphäre.
- Interkulturelle Teams fördern deine fremdsprachliche Bildung.
- Dass ein Bewusstsein für die individuellen Eigenschaften aller Teammitglieder geschaffen wird, stärkt den Zusammenhalt im Team und die Verbundenheit mit deinem Arbeitgeber.
- In einem diversen Team können alle von den Kompetenzen der anderen lernen und ihr Leistungsspektrum erweitern.
- Durch die Konfrontation mit alltäglichen Problemen, lernst du, lösungsorientiert zu denken und Problemlösekompetenzen zu entwickeln.
Neben den positiven Effekten, die eine größere Diversität auf die einzelnen Mitarbeiter und die Zusammenarbeit im Team hat, ist auch eine Steigerung des Unternehmenserfolgs nachgewiesen worden. So können mit diversen Teams neue Kunden und Märkte erschlossen, die Innovationskraft erhöht und der Umsatz gesteigert werden.
Erfolge und Veränderungen durch Diversity Management.
Merkmal | Steigerung |
---|---|
Bessere Zusammenarbeit in Teams | 59,7 % |
Wandel der Unternehmenskultur | 54,8 % |
Verbessertes Image des Unternehmens | 48,4 % |
Stärkere Mitarbeiterbindung | 43,5 % |
Spannendere Arbeitsatmosphäre | 43,5 % |
Gesteigerte Mitarbeiterzufriedenheit | 41,9 % |
Höhere Innovationskraft | 21,0 % |
Erschließung neuer Märkte/Kunden | 17,7 % |
Stärkere Kundenbindung | 16,1 % |
Umsatzsteigerung | 9,7 % |
Wichtigkeit von Diversity bei der Jobsuche
Die Relevanz des Themas Diversität im Job-Kontext wird deutlich, wenn man sich die Suchkriterien von Bewerbern anschaut. So achten 42 Prozent aller Jobsuchenden auf die Diversität des Arbeitgebers. 70 Prozent geben sogar an, dass sie in diversen Firmen ihre Karrierechanchen höher einschätzen (Quelle: StepStone, Handelsblatt Media Group, 2020).
Am deutlichsten zeigt sich die Entwicklung bezüglich des Wunsches nach Diversität im Arbeitsleben bei den jüngeren Generationen. So geben fast drei Viertel der 18 bis 29-Jährigen an, Diversität sei ihnen wichtig oder gar sehr wichtig bei der Jobsuche. Im Vergleich dazu: Bei den 40- bis 49-Jährigen sind es nur ca. 58 Prozent; fast 14 Prozent der Befragten in dieser Altersgruppe ist das Thema Vielfalt bei der Arbeitssuche sogar unwichtig (Quelle: Befragung im Auftrag von truffls, 2020).
Wie wichtig ist Ihnen die Haltung Ihres Unternehmens zum Thema Diversität?
Alter | sehr wichtig | wichtig | egal | unwichtig |
---|---|---|---|---|
18 – 29 Jahre | 24,4 | 49,4 | 21,2 % | 5,0 % |
30 – 39 Jahre | 21,5 | 48,1 | 23,5 % | 6,9% |
40 – 49 Jahre | 19,3 | 38,9 | 28,2 % | 13,6 % |
50 – 59 Jahre | 18,3 | 45,6 | 26,1 % | 10 % |
60 – 69 Jahre | 25,7 | 41,4 | 25,7 % | 7,2 % |
Insgesamt | 20,9 | 44,7 | 25,2 % | 9,2 % |
Die Entwicklung der Generation Y und Z geht hinsichtlich der angebotenen Benefits definitiv weg von rein finanziellen Vorteilen oder veralteten Statussymbolen wie einem Dienstwagen. Junge Arbeitnehmer haben andere Vorstellungen von der Berufswelt und fordern eher softe Benefits wie flexible Arbeitsmodelle, Weiterbildungsmöglichkeiten und familienfreundliche Jobs. Auch die Kriterien bei der Jobwahl verändern sich. Gehalt allein zählt schon lange nicht mehr – dafür achten jüngere Generationen eher auf die Reputation des Arbeitgebers hinsichtlich ethischem Verhalten oder aber Maßnahmen für mehr Diversität und Inklusion im Arbeitsalltag (Quelle: Deloitte, Millennial Surey, 2018).
Daran erkennst du, ob ein Arbeitgeber wirklich divers ist
Auch dir ist es wichtig, dass dein Arbeitgeber sich für Diversität im Arbeitskontext einsetzt? Dann gibt es einige Merkmale, auf die du bei der Suche nach einem passenden Arbeitgeber achten kannst. Bereits bei der Jobsuche kannst du auf formelle Kleinigkeiten in der Stellenausschreibung achten. Andere betriebliche Maßnahmen werden eventuell über die Website des Unternehmens kommuniziert. Allerdings wird es auch interne Regelungen geben, die du erst im persönlichen Gespräch mit einem Personalverantwortlichen erfahren wirst. Aber wenn du dran bleibst und dich informierst, wirst du dein Traumunternehmen ganz sicher finden.
Checkliste: Daran erkenne ich, ob ein Arbeitgeber divers ist.
KRITERIUM | CHECK |
---|---|
AGG-konforme Stellenbezeichnung (m/w/d) | |
Diversity-sensible Sprache im Fließtext | |
Ansprachefelder in Bewerbungsportalen beinhalten nicht nur „Herr“ und „Frau“ | |
Es wird kein Bewerbungsfoto verlangt | |
Menschen mit speziellem Hintergrund werden explizit zur Bewerbung ermutigt | |
Vielfältige Bildsprache in der Unternehmenskommunikation | |
Antidiskriminierungsrichtlinien auf der Website der Firma | |
Beteiligung an Aktionen in den Sozialen Medien | |
Bewertungen auf unabhängigen Portalen wie kununu | |
Arbeitgebersiegel wie Pride 500 | |
Charta der Vielfalt unterzeichnet | |
Bauliche Maßnahmen, z. B. Barrierefreiheit, geschlechterneutrale Toietten etc. | |
Interne Netzwerke und Diversity Manager | |
Flexible Arbeitsmodelle, abgestimmt auf individuelle Bedürfnisse |
Manchmal ist es allerdings gar nicht so einfach, herauszufinden, ob die kommunizierten Unternehmenswerte auch wirklich im Arbeitsalltag gelebt werden. In diesem Fall helfen dir alle unabhängigen Aussagen, die nicht von der Firma selbst, sondern eher von Dritten getroffen wurden. Oder du wendest dich direkt ans die Personalabteilung und fragst bei einem Telefonat, Vorstellungsgespräch oder auf Jobmessen gezielt nach, welche Maßnahmen bisher schon umgesetzt wurden, um für mehr Vielfalt im Betrieb zu sorgen.
Bildnachweis: pressmaster – stock.adobe.com