Lerntypen

Warum lernen Menschen unterschiedlich?

Das Lernen bzw. Aneignen von Inhalten und Wissen erfolgt über die fünf Sinnesorgane des Menschen. Von dort aus gelangen die Informationen ins Gedächtnis. Grundsätzlich ist es so, dass die Sinnesorgane bei jedem Menschen etwas anders vorliegen. Daher kommt es auch, dass jeder Mensch seine individuelle Art und Weise zu lernen hat.

Welche vier Lerntypen gibt es?

Beim Lernen unterscheidet man allgemein die folgenden vier Typen:

• Visueller Lerntyp
• Auditiver Lerntyp
• Motorischer (haptisch-kinästhetischer) Lerntyp
• Kommunikativer Lerntyp

Die Lerntypentheorie stammt von Frederic Vester und besagt, dass Menschen Inhalte anders aufnehmen bzw. mit ihnen anders umgehen. Man unterscheidet nach verschiedenen Präferenzen beim Einprägen und Abrufen von Wissen. Die Theorie der Lerntypen basiert auf der Unterscheidung der verschiedenen Sinne: z. B. Tasten, Hören und Sehen.

Bei den Lerntypen gibt es nicht um einen besten oder besseren Lerntyp. Vielmehr geht es in der Lerntypentheorie nach Vester darum, dass für verschiedene Menschen ein Lerntyp individuell besser geeignet ist. Eine Übersicht über die verschiedenen Lerntypen kannst du dir gerne im Folgenden durchlesen.

Was ist der visuelle Lerntyp?

Als visueller Lerntyp fällt es dir leicht zu lernen und zu verstehen, wenn du den Lernstoff liest oder selbst aufschreibst. Die Informationen prägen sich am besten durch Beobachtung ein. Als visueller Lerntyp bevorzugst du dementsprechend auch Grafiken, Skizzen oder Bilder zum Lernen. Dazu gehört beispielsweise auch das Lernen mit Notizen oder Symbolen.

Wie kann man visuell am besten lernen? 

Für visuelle Lerntypen sind folgende Tipps beim Lernen hilfreich:

• Tafelbilder und andere Informationen in der Schule oder Uni mitschreiben
• Wichtige Passagen farbig markieren
• Mindmaps, Bilder und Infografiken verwenden
• Lernstoff umformulieren und erneut aufschreiben

Was ist der auditive Lerntyp?

Ein auditiver Lerntyp lernt am besten, wenn er die zu lernenden Inhalte und Themen hört. Bei mündlichen Erklärungen, Vorlesungen und Vorträgen kann er sich einfacher konzentrieren, Informationen und Wissen besser aufnehmen und schließlich verarbeiten. Für das Lernen ist als auditiver Lerntyp daher Folgendes hilfreich:

• In Vorlesungen und Vorträgen gut aufpassen, um bereits möglichst viel mitzunehmen
• Lernstoff und Inhalte aufsagen oder sich selbst erklären
• Störende Geräusche und Musik so gut wie möglich vermeiden
• Inhalte nicht nur durchlesen, sondern bei Möglichkeit auch anhören

Hast du kein Audio-Material, kannst du gerne selbst welches aufnehmen. Deine eigenen Aufnahmen kannst du dann auf dem Weg in die Schule oder zur Uni immer wieder anhören.

Wie lernt der motorische Lerntyp?

Ein motorischer oder auch haptischer Lerntyp kann sich bestimmte Inhalte, Wissen oder auch Vorgänge am besten einprägen, wenn er direkt daran beteiligt ist bzw. selbst aktiv wird. Bei diesem Lerntyp steht also der Tastsinn im Vordergrund.

Ein gutes Beispiel für motorisches Lernen ist beispielsweise ein Experiment. Führst du dieses als motorischer Lerntyp selbst durch, bleibt am meisten im Gedächtnis hängen. Beim Lernen sollten daher folgende Tipps beachtet werden:

• Materialien und Lernstoff besorgen, die man anfassen kann
• Mindmaps, Skizzen und Infografiken selbst erstellen
• Während des Lernens bewegen, zum Beispiel im Zimmer umherlaufen

Lernt ein motorischer Lerntyp beispielsweise Vokabeln auswendig, kann er diese mit etwas verknüpfen, das man wiederum anfassen kann. Natürlich kann man aber nicht alle Informationen und Inhalte, die man sich aneignen möchte, anfassen oder aktiv miteinbeziehen. In diesem Fall kann es hilfreich sein, das Wissen laut aufzusagen und durch Gesten oder Mimik zu veranschaulichen.

Was ist ein kommunikativer Lerntyp?

Ein kommunikativer Lerntyp lernt durch soziale Auseinandersetzung und den Dialog über den Lernstoff. Als kommunikativer Lerntyp ist es daher lernförderlich, mit anderen über die Inhalte bzw. den Lernstoff zu sprechen. Unterhaltungen oder auch Partnerarbeiten und Gruppenarbeiten helfen dabei, sich Informationen und Wissen anzueignen und Zusammenhänge zu verstehen oder herzustellen. Beim Lernen helfen folgende Tipps:

• Vorhandene Erklärungen hinterfragen
• Sachverhalte und Themen mit eigenen Worten durchgehen, erklären und darstellen
• Gespräche zu Kommilitonen oder Mitschülern suchen und über den Lernstoff bzw. das Thema diskutieren

Was bin ich für ein Lerntyp?

Um herauszufinden, welcher Lerntyp du bist, hilft es manchmal schon, dir die folgenden Fragen zu stellen:

1. Verstehst du etwas besonders gut, wenn es grafisch dargestellt ist? Beispielsweise als Grafik, Plan oder Foto? Du kannst dir Infos besser merken, wenn du nicht nur etwas hörst, sondern auch etwas siehst? 
2. Du kannst dich bei Musik super an Melodien und Texte erinnern? Auswendig lernen, funktioniert bei dir am besten, wenn du es laut vor dir hersagst und generell beim Vorlesen? Du kannst gut zuhören und Inhalte daraufhin leicht wiedergeben? 
3. Wenn du nicht weißt, wie etwas funktioniert, probierst du so lang rum, bis es funktioniert? Du kannst dich besser an Inhalte und Dinge erinnern, wenn du sie selbst berührt oder benutzt hast?
4. Erinnerst du dich an ein Thema besonders gut, wenn du mit anderen darüber diskutiert oder geredet hast? Du lernst lieber mit anderen Menschen zusammen als alleine?

Und jetzt zur Auswertung von unserem kleinen Lerntypentest:

• Treffen vor allem die Punkte bei 1. auf dich zu, bist du eher der visuelle Lerntyp.
• Siehst du dich mehr bei 2., gehörst du eher zu den auditiven Lerntypen.
• Treffen die Punkte bei 3. auf dich zu, lässt du dich eher dem motorischen bzw. haptisch-kinästhetischem Lerntyp zu ordnen.
• Sagen dir die Aspekte bei 4. zu, bist du eher der kommunikative Lerntyp.

Die meisten Menschen lassen sich nicht nur genau einem Lerntyp zuordnen. Oftmals handelt es sich auch um eine Kombination aus mehreren Lerntypen. Unser Lerntypentest kann dir jedoch beispielhaft schon mal eine Tendenz in Richtung eines Lerntypen oder mehrerer Lerntypen geben.

Wie bei den meisten Theorien gibt es auch Kritik an den Lerntypen nach Vester. In der Lernpsychologie beispielsweise wird der eben erwähnte Punkt kritisiert, dass die meisten Menschen keinem Lerntyp exklusiv zugeordnet werden können. Dazu kommt außerdem, dass verschiedener Lernstoff verschiedene Sinnesorgane beansprucht. Während bei Sprachen die Aussprache und somit das auditive Lernen von hoher Relevanz ist, muss in wirtschaftlichen Fächern oftmals mit Grafiken, also visuell, gearbeitet werden.