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Studentenverbindung

Studentenverbindung

Fechten, konservative Werte und veraltete Rollenbilder – all das verbindet man häufig mit Studentenverbindungen. Doch was ist wirklich dran an diesen Klischees? Was es über Studentenverbindungen und Burschenschaften zu wissen gibt und warum Verbindungen häufig in der Kritik stehen, erfährst du hier.

Was bedeutet Studentenverbindung? 

Studentenverbindungen sind Zusammenschlüsse oder Verbände von Studenten sowie ehemaligen studentischen Mitgliedern, die bestimmte Werte und Traditionen vertreten und weiterführen wollen. In der Regel sind damit ein gemeinsames – eher konservatives – Handeln und Denken sowie gemeinschaftliche Aktivitäten und meistens das gemeinsame Wohnen verbunden. Studentische Verbindungen, wie wir sie in der heutigen Form kennen, existieren etwa seit dem Ende vom 18. oder dem Beginn vom 19. Jahrhundert an Universitäten in Deutschland.  

Mitglieder der Verbindung bleiben der Verbindung ihr Leben lang verbunden, Austritte kommen hier eher in Einzelfällen vor und werden nicht gern gesehen. Meistens verpflichtest du dich als Mitglied einer deutschen Studentenverbindung dazu, diese auch nach dem Abschluss deines Studiums finanziell zu unterstützen, denn in nahezu allen deutschen Verbindungen gilt der sogenannte Bund fürs Leben.

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Geschichte der Studentenverbindungen

Ältere Formen von Verbindungen bestehen bereits seit der Gründung der ersten Universitäten innerhalb Europas. In Deutschland bestanden diese zumeist in Landmannschaften, die sich im weiteren Verlauf der Geschichte zu den sogenannten Corps entwickelten. 1815 wurde dann die erste deutsche Burschenschaft, die sogenannte Urburschenschaft, an der Universität Jena gegründet. Die Urburschenschaft bestand aus einem Zusammenschluss von verschiedenen Landsmannschaften, Corps und weiteren Studenten.

Dabei wurde neben politischen Zielen die Intention verfolgt, alle Studenten einer Universität zu einer Burschenschaft zusammenzuschließen. Dies konnte sich allerdings – abgesehen von Jena, wo zeitweise rund 60 Prozent aller Studenten zur Burschenschaft gehörten – nicht verwirklichen. Politisch wurde die Urburschenschaft von liberalen und nationalistischen Grundsätzen geleitet, die nationale Einheit wurde angestrebt. Ihr Leitspruch war daher „Ehre, Freiheit, Vaterland".

Warum wurde die Burschenschaft verboten?

1819 wurde der antiliberale Schriftsteller August von Kotzbue durch ein Mitglied der Urburschenschaft ermordet, nachdem er sich kritisch gegenüber den Burschenschaften und deren Idealen geäußert hatte. Unter anderem infolge dieser Ermordung kam es zu den Karlsbader Beschlüssen, durch die die deutschen Burschenschaften und Verbindungen verboten wurden. Neben diesem Verbot wurden mit den Karlsbader Beschlüssen unter anderem auch die Überwachung von Universitäten sowie die Einschränkung der Meinungsfreiheit und die Zensur erwirkt. 

Infolge der deutschen Revolution im Jahr 1848 und 1849 wurden die Karlsbader Beschlüsse abgeschafft, weshalb wieder neue Burschenschaften entstanden. Obwohl die Revolution scheiterte, bestehen Verbindungen noch heute. Zu diesen zählt beispielsweise die „Deutsche Burschenschaft“, ein Verband, dem rund 4.500 Burschenschaftler aus etwa 70 Burschenschaften angehören. Auch diese verfolgen noch das Leitbild „Ehre, Freiheit, Vaterland“.

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Welche Studentenverbindungen gibt es? 

In Deutschland gibt es heute verschiedene Arten von Studentenverbindungen. Dazu zählen beispielsweise Burschenschaften, Corps, katholische Studentenverbindungen, Landsmannschaften oder Turnerschaften.

Aber was ist der Unterschied zwischen Studentenverbindung und Burschenschaft? Im alltäglichen Sprachgebrauch werden „Studentenverbindung“ und „Burschenschaften“ häufig synonym verwendet. In Wirklichkeit aber bezeichnen Burschenschaften lediglich eine bestimmte Verbindungsform, Studentenverbindungen hingegen stellen den Überbegriff der verschiedenen Formen dar. Die Burschenschaften gehören dabei aber zu den am häufigsten vorkommenden und ältesten Formen von Studentenverbindungen.

Wie viele Studentenverbindungen gibt es in Deutschland? 

In Deutschland gibt es rund 1.000 Studentenverbindungen. Die einzelnen Verbindungen unterscheiden sich deutlich darin, welche Werte und Prinzipien vertreten werden. Gemeinsam haben deutsche Verbindungen in der Regel, dass der Bund fürs Leben gilt – was bedeutet, dass eine lebenslange Mitgliedschaft vorgesehen ist – und das Convent Prinzip gültig ist. Convent bedeutet, dass semesterweise ein Vorstand von einigen Mitgliedern gewählt wird, Entscheidungen allgemein aber basisdemokratisch getroffen werden. Schätzungsweise sind etwa ein bis zwei Prozent der Studenten in Deutschland Teil einer Studentenverbindung.

Was ist eine schlagende Studentenverbindung? 

Einteilen lassen sich Verbindungen auch in schlagende sowie nicht schlagende Studentenverbindungen. Schlagend meint dabei, dass die entsprechende Studentenverbindung noch die Mensur ausübt. Die Mensur bezeichnet das akademische Fechten, was in manchen Verbindungen und Burschenschaften noch immer zur Pflicht gehört. 

In Deutschland werden etwa 350 Studentenverbindungen als schlagend gewertet, dort wird die Mensur also noch praktiziert. Unterschieden werden kann dabei erneut zwischen pflichtschlagend und fakultativ schlagend – teilweise ist die Mensur also für die Mitglieder einer Verbindung vorgeschrieben, teilweise können die Studenten selbst wählen, ob sie am offiziellen Fechten teilnehmen möchten. Katholische Verbindungen und Vereine von Studenten sind dabei meistens nicht schlagend, Corps und Burschenschaften hingegen schreiben in der Regel das Fechten zu großen Teilen vor.

Sind schlagende Verbindungen erlaubt?

In Deutschland sind schlagende Verbindungen erlaubt – jedenfalls in dem Maße, dass sie nur die Mensur, nicht das Duell praktizieren. Studentenverbindungen, die über das akademische Fechten hinausgehen und damit eher dem Duell zugeordnet werden können, sind nicht erlaubt. Außerdem müssen während der Mensur die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen eingehalten werden, um die Mitglieder der Verbindung vor schweren Verletzungen zu schützen.

Couleur

Mit Couleur sind die Farben einer Studentenverbindun gemeint. Hier kann erneut zwischen verschiedenen Arten der Studentenverbindungen differenziert werden – zwischen den farbentragenden, den farbenführenden und den schwarzen Verbindungen

Handelt es sich um farbentragende Studentenverbindungen, so tragen deren Mitglieder sowohl Band als auch Kopfbedeckung in den Farben ihrer Verbindung (zumindest bei offiziellen Veranstaltungen). Farbenführende Verbindungen hingegen zeigen ihre Farben in verschiedenen Couleurgegenständen, zu denen zum Beispiel Flaggen oder Wappen zählen. Das Mitglied einer schwarzen Studentenverbindung dagegen trägt und führt keine Farben.

Wie funktioniert eine Studentenverbindung? 

Die Mitglieder einer Studentenverbindung setzen sich aus Studenten und ehemaligen Studenten zusammen. Im Allgemeinen handelt es sich bei der Verbindung dann um einen Verband. Abgesehen von dem Bund fürs Leben und dem Conventsprinzip weisen deutsche Studentenverbindungen große Unterschiede untereinander auf – wie bereits gezeigt, können sie bereits daran unterschieden werden, ob sie als schlagend oder nichtschlagend, als farbentragend, farbenführend oder schwarz gelten. 

Abgesehen davon unterscheiden sie sich auch in der Kultur und Politik, die sie vertreten – obwohl die meistens Studentenverbindungen noch immer stark konservativ oder sogar politisch rechts ausgerichtet sind – sowie den Werten und Zielen ihrer Gemeinschaft.

Es gibt jedoch einige Begriffe, die so in nahezu jeder deutschen Studentenverbindung vorkommen und über die wir dir hier einen Überblick verschaffen:

Was ist ein Fux? 

Als Fux oder auch Fuchs wird ein neues Mitglied einer Verbindung bezeichnet. Der Fuchs oder Fux muss zu Beginn eine Art Probezeit von einem bis drei Semester durchlaufen, bevor er als vollwertiges Mitglied in die studentische Gesellschaft aufgenommen wird. Während dieser Zeit sind seine Rechte eingeschränkt und der Fuchs muss sich mit der Kultur und Geschichte der Verbindung befassen. Bevor er zum vollgültigen Mitglied der Gesellschaft ernannt wird, muss er eine Prüfung ablegen. Bei schlagenden Burschenschaften oder Corps beinhaltet diese Prüfung dann auch in den meisten Fällen die Mensur. 

Nach Bestehen dieser Prüfung hat der Student dann den Rang als Bursche erlangt. Dieser Begriff stammt noch aus den alten Burschenschaften, wird aber in nahezu allen Verbindungen und Corps geschlechtsübergreifend für die Mitglieder verwendet.

Alter Herr / Hohe Dame / Philister

Als alte Damen oder alte Herren werden diejenigen Mitglieder betitelt, die ihr Studium bereits abgeschlossen haben und daher nicht mehr am studentischen Leben innerhalb der Verbindung teilnehmen. Da sie aber den Eid zum lebenslangen Bund geschworen haben, gehören sie weiterhin zur Verbindung und tragen einen wesentlichen Teil zur Finanzierung der Gesellschaft bei.

Wie finanziert sich eine Studentenverbindung? 

Eine der Vorteile am studentischen Leben in einer Verbindung besteht in der günstigen Miete. Häufig bewohnen die studentischen Mitglieder zu mehreren ein großes, voll ausgestattetes Haus und zahlen dennoch nur einen Bruchteil der Miete, die andere Studierende für ihr WG-Zimmer aufbringen müssen. Tatsächlich wird der Großteil der Kosten von den Mitgliedern der Studentenverbindung getragen, die längst berufstätig sind.

Was sind Verbindungspartys?

Auch Feiern gehören zum wesentlichen Bestandteil einer Verbindung und ihrer Gesellschaft. Dabei tragen diese Feiern auch besondere Titel. Im Allgemein wird unterschieden: 

  • Kneipe: Innerhalb einer Studentenverbindung meint die Kneipe nicht eine bloße Lokalität, sondern bezeichnet traditionelle Feiern der studentischen Gesellschaft, bei denen gesungen wird. Auch Reden werden hier gehalten, ebenso bleibt der Alkohol bei diesen Festivitäten nicht außen vor. 
  • Kommers: Kommers ist die festliche Variante der Kneipe. Meistens ereignen sich Kommerse bei größeren Festlichkeiten, die über den Rahmen der eigenen Verbindung hinausgehen.

Kritik an Studentenverbindungen

Klar, Studentenverbindungen bringen auch Vorteile mit – zum Beispiel die günstige Miete. Kommst du in eine neue Stadt, lernst du über den Eintritt in eine Verbindung natürlich auch schnell andere Studenten kennen und kannst an verschiedenen Freizeitaktivitäten teilnehmen. Und manchmal kann es auch für die Zukunft sinnvoll sein, Kontakte zu ehemaligen Mitgliedern zu knüpfen. 

Allerdings sind Studentenverbindungen auch häufig starker Kritik ausgesetzt. Die wichtigsten Kritikpunkte haben wir dir hier aufgelistet: 

  • Hierarchien: Ein häufiger Kritikpunkt ist die strenge Hierarchie innerhalb einer Verbindung. Neue Mitglieder oder Mitglieder auf Probezeit haben meist weniger Rechte, dafür aber mehr Pflichten als die alteingesessenen Angehörigen. 
  • Strikte Regeln: Verbindungsangehörige sind strikten Regeln unterworfen, was sowohl Umgang und Verhalten als auch beispielsweise die Pflicht zur Teilnahme an Feierlichkeiten regelt. 
  • Lebenslange Mitgliedschaft: In den meisten Studentenverbindungen ist der Austritt nicht vorgesehen. Das bedeutet, dass du lebenslang als Mitglied agierst und die Verbindung später auch finanziell unterstützen musst. 
  • Seilschaftsbildung: Ein Vorwurf, dem Verbindungen oft ausgesetzt sind, ist die Seilschaftsbildung. Damit ist gemeint, dass Studenten durch die Kontakte zu den Ehemaligen der berufliche Aufstieg vereinfacht wird und somit Vetternwirtschaft betrieben wird.
  • Pflicht zur Mensur: In schlagenden Verbindungen ist das Fechten vorgeschrieben. Das birgt natürlich die Gefahr von Verletzungen. 
  • Frauenfeindlichkeit: In rund 85 Prozent der deutschen Studentenverbindungen besteht noch eine strikte Geschlechtertrennung. Frauen werden hier also systematisch ausgeschlossen. Mittlerweile gibt es allerdings auch einige Verbindungen, die ausschließlich aus Frauen bestehen. 
  • Rechtsradikalität: Bei einigen Verbindungen, vor allem bei Burschenschaften, lassen sich rechtsradikale Tendenzen feststellen. Einige Burschenschaftler sind beispielsweise Teil von rechtsextremistischen Organisationen.

 Sind alle Studentenverbindungen rechts?

Viele Verbindungen vertreten eine eher konservative Politik und die damit verbundenen Werte. Tatsächlich decken die Studentenverbindungen in Deutschland allerdings ein größeres politisches Spektrum ab – auch wenn politisch rechts ausgerichtete Korporationen dabei deutlich in der Überzahl sind. Daher sind nicht alle Studentenverbindungen politisch als rechts einzuordnen. 

Bei den Studentenverbindungen, die häufig auch medial aufgrund ihrer politischen Einstellungen berechtigterweise kritisiert werden, handelt es sich allerdings in den meisten Fällen um die Burschenschaften. Viele Burschenschaftler zeigen eine deutliche deutschnationale und rechtsradikale Gesinnung, was sich in homophoben, ausländerfeindlichen und sexistischen Aussagen und Handlungen zeigt. Auch die Mensur gehört innerhalb dieser Korporationen fast immer zur Pflicht.

Fazit

Solltest du überlegen, einer Studentenverbindung beizutreten, solltest du dich vorher definitiv ausreichend informieren. Mittlerweile gibt es viele verschiedene Verbindungen, die sich teilweise auch über gemeinsame Interessen wie Sport oder Musik definieren und alle Geschlechter aufnehmen. Daneben gibt es allerdings auch Korporationen, die eine rechte Ideologie vertreten und veraltete Rollenbilder und Ansichten vertreten. Vorab Informieren bildet hier also das A und O. 

Dabei werden dir nach deinem Beitritt in eine Studentenverbindung auch Vorteile geboten, wie Freizeitaktivitäten, neue Kontakte oder das günstige Wohnen. Davor sollte dir allerdings bewusst sein, dass du dich damit in den meisten Fällen dein Leben lang verpflichtest und die zukünftigen Studenten auch finanziell unterstützen musst – ganz abgesehen von den klaren Hierarchien und Pflichten, denen du nachkommen musst.

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