Flexible Arbeitszeiten
Das musst du wissen.
- Vor allem unter jungen Arbeitnehmer_innen* sind flexible Arbeitszeiten der beliebteste Benefit.
- Von der Gleitzeit über die Vertrauensarbeitszeit bis hin zur Vier-Tage-Woche: es gibt viele verschiedene flexible Arbeitszeitmodelle.
- Der Großteil der Unternehmen bietet derzeit ein flexibles Arbeitszeitmodell für ihre Mitarbeiter an.
Status Quo: Beliebtheit von flexiblen Arbeitszeiten als Benefit.
„Working 9 to 5, what a way to make a living” sang schon 1980 Dolly Parton in ihrem Ohrwurm „9 to 5”. Viele Angestellte arbeiten auch heute, 40 Jahre später, in einer klassischen 40-Stunden-Woche, mit einer geregelten Arbeitszeit von 9 bis 18 Uhr. Doch vor allem für junge Arbeitnehmer sind die Zeiten der 40-Stunden-Woche im Gehen, denn sie legen mehr und mehr Wert auf sogenannte flexible Arbeitszeiten – mit Arbeitszeitkonto statt Zeiterfassung mit der Stechuhr.
Eine Umfrage ausgeführt von Kienbaum und kununu ergab, dass 71 Prozent der gefragten Mitarbeiter flexible Arbeitszeiten als wichtigstes Benefit ihrer Arbeitgeber sahen, was es insgesamt zum Top-Benefit machte. Auch unter den Personalverantwortlichen platzierte sich die flexible Arbeitszeit ganz oben, 90 Prozent sehen sie als unerlässlich an. Zwar bieten mehr als die Hälfte der Unternehmen flexible Arbeitszeitmodelle an, doch bei einer tatsächlichen Zahl von 65 Prozent ist hier noch reichlich Luft nach oben.
Die Top 3 beliebtesten Benefits für Mitarbeiter.
Wie du hier sehen kannst, sind flexible Arbeitszeiten mit Abstand das beliebteste Benefit.
Benefit | Prozent |
---|---|
flexible Arbeitszeiten | 71 |
Home Office | 55 |
Betriebliche Altersvorsorge | 46 |
Vor allem Arbeitnehmer aus der Generation Z legen bei ihrer Jobwahl immer mehr Wert auf Arbeitgeber und Unternehmen, die diesen Benefit anbieten. Das bedeutet, dass in der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen 13,4 Prozent der Beschäftigten in ihrer Karriere sogar auf einen Teil ihres Gehalts verzichten würden, im Gegenzug für Benefits wie flexible Arbeitszeitmodelle.
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Warum sind flexible Arbeitszeiten so beliebt?
Wie es dir der Name verrät, ist ein flexibles Arbeitszeitmodell vor allem deshalb so beliebt, weil es uns Flexibilität gibt – da stecken große Vorteile drin. So kannst du deinen Arbeitsalltag im Büro flexibel gestalten und z. B. an manchen Tagen später anfangen, damit du morgens noch Sport machen bzw. Fitnessangebote nutzen kannst. Auch kannst du dir familienfreundliche Arbeitszeiten einrichten, indem du früher nach Hause gehst, um mehr Zeit mit deiner Familie verbringen zu können.
Arbeitszeitpräferenzen.
Eine Umfrage unter Studierenden, die am Anfang ihrer Karriere standen, ergab, dass sich mehr als die Hälfte eine flexible Arbeitszeit von ihrem zukünftigen Arbeitgeber wünschen.
Präferenzen bei der Arbeitszeit | Prozent |
---|---|
flexibel | 34.5 |
Gleitzeit | 28.2 |
unwichtig | 12.4 |
fest | 11.9 |
Vertrauensarbeit | 7.9 |
nicht benannt | 3.4 |
sonstiges | 1.7 |
Denn genau acht Stunden durchgehend im Büro ist kaum jemand produktiv. Eine britische Umfrage ergab, dass die meisten Beschäftigten in ihrem 8-Stunden-Tag nur in drei davon effektiv arbeiten. Den Rest der Zeit wird auf sozialen Medien, im Chat mit Familie und Freunden oder in Kaffeepausen mit Kollegen verbracht.
Eine weitere Studie der Hans-Böckler-Stiftung zeigte zudem einen signifikanten Zusammenhang zwischen kürzeren Arbeitszeiten, höherer Produktivität und größerem Zusammenhalt im Team. Somit sind flexible Arbeitszeiten nicht nur gut und von Vorteil für Arbeitnehmer, sondern auch Arbeitgeber profitieren von motivierten und produktiven Mitarbeitern.
Laut Informationen der Bundesagentur für Arbeit zeichnen sich die Vorteile der flexiblen Arbeitswoche auch in den Krankheits- und Fehltagen ab; beide sinken bei den Beschäftigten, wenn flexible Arbeitszeitmodelle eingeführt werden. Ein weiterer Grund weshalb die Vorteile flexibler Arbeitszeiten auch aus der Sicht eines Arbeitgebers nicht zu unterschätzen sind.
Nachteile der flexiblen Arbeitszeiten.
Nachteile haben flexible Arbeitszeiten für Angestellte auf dem Papier zumindest keine. Und auch in der Praxis gibt es nur einen nennenswerten Nachteil: Die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmt hierdurch noch stärker.
So traust du dich vielleicht einfach noch nicht, die neu gewonnene Zeit in vollen Zügen zu genießen, oder beantwortest „nur mal ganz schnell“ eine E-Mail während deines eigentlichen Feierabends. Diese fünf Minuten hier und da für ein paar Aufgaben können sich schnell zu Überstunden ansammeln, da du schnell und unbemerkt über die 40-Stunden-Woche hinaus rutschen kannst.
Achte deshalb auch bei flexiblen Arbeitszeiten auf einen ausgewogenen Ausgleich an Arbeit und Freizeit und übernimm keine Aufgaben, die du dann in deinem Job bearbeitest.
Beliebte Arbeitszeitmodelle.
Doch flexible Arbeitszeit bedeutet nicht gleich flexible Arbeitszeit bei allen Jobs. Wir stellen dir im Folgenden Informationen zu den beliebtesten flexiblen Arbeitszeitmodelle im Job vor, die Unternehmen für ihre Mitarbeiter bereitstellen.
Gleitzeitarbeit
Das wohl bekannteste und meistverbreitete flexible Modell für Jobs: Die Gleitzeit. Und so funktioniert es: Unternehmen unterteilen den Arbeitstag für ihre Angestellte in zwei Gruppen:
- In die Kernarbeitszeit, in der eine Anwesenheitspflicht für alle Mitarbeiter besteht (z. B. 10:00 – 16:00) und
- in die flexible Gleitzeit (z. B. 8:00 – 10:00 und 16:00 – 18:00), in der keine Anwesenheitspflicht im Büro herrscht und du frei wählen kannst, wie du erscheinst.
Das bedeutet aber nicht, dass du jeden Tag nur von 10 bis 16 Uhr arbeiten musst – 40 Stunden wöchentlich müssen die meisten Arbeitnehmer auch mit der Gleitzeit arbeiten. Dieses Modell ist vor allem in einem Job mit Kundenkontakt, wie in einer Agentur, praktisch, da du während der Kernarbeitszeiten garantiert erreichbar bist. Außerdem hast du, je nach Arbeitsaufwand, die Möglichkeit, mal länger oder mal kürzer zu arbeiten und deine freie Zeit flexibler gestalten zu gestalten, um Überstunden zu vermeiden. Aber wenn du in einer Branche arbeitest, die sich um regelmäßige Öffnungszeiten dreht, wie dem Einzelhandel, dann ist die Gleitzeit für alle Mitarbeiter nur schwer oder gar nicht umsetzbar.
Vier-Tage-Woche
Gerade die Forderungen nach einer Woche mit nur vier Tagen werden immer lauter. So forderte zuletzt die finnische Premierministerin Sanna Marin nach ihr – oder, alternativ, einem Sechs-Stunden-Tag. Deshalb wird im Zusammenhang mit der Vier-Tage-Woche auch oft von einer 30-Stunden-Woche gesprochen, da sich die Gesamtstundenzahl bei beiden Modellen auf 30 beläuft.
Der größte Vorteil bei diesem Benefit ist, dass du das gleiche Gehalt erhältst wie bei einer Vollzeitstelle. Somit hebt sich dieses Modell von einer Teilzeitbesetzung ab, da du mehr Freizeit bekommst, ohne Lohn dafür einbüßen zu müssen. Ein Job in einem Betrieb mit diesem Arbeitszeitmodell ist vor allem bei denjenigen Arbeitnehmern beliebt, die besonderen Wert auf ihre Work-Life-Balance legen oder die eine Familie haben.
Vertrauensarbeitszeit
Ganz radikal machen es manche Unternehmen und erklären kurzerhand die fixen Wochenstunden für ihre Mitarbeiter zu einem Ding der Vergangenheit. Bei der Vertrauensarbeitszeit für Jobs wird komplett auf Vertrauensbasis gearbeitet und es gibt auch keine festen Kernarbeitszeiten. Das funktioniert vor allem für bestimmte projektorientierte Branchen wie der IT besonders gut. Du hast die Möglichkeit, so viel wie nötig ist zu arbeiten, um dein Projekt bzw. deine Aufgaben fertigzustellen und der Rest ist freie Zeit.
Dieses Modell bietet wahrscheinlich die meiste Flexibilität von allen, da du in der Lage bist, deine Arbeit komplett frei zu gestalten. Das ist vor allem für Mitarbeiter von Vorteil, die effizient und effektiv arbeiten können. Wenn du aber überdurchschnittlich langsam arbeitest, dann kann dir diese Arbeitsform zur Last fallen, weil du letztendlich vielleicht mehr als 40 Stunden wöchentlich für deine Projekte brauchst.
Home/Mobile Office
Das Home Office oder die Möglichkeit eines mobilen Arbeitsplatzes weg vom Büro, z. B. in einem Coworking-Space, wird bei Arbeitnehmern für ihre Karriere stets beliebter. Sie gehören tatsächlich auch zu einer Form der flexiblen Arbeitszeit. Denn zwar mag es im Home Office fixe Arbeitszeiten geben, doch wie du diese nutzt und deine Arbeit aufteilst, ist komplett dir überlassen. Es versetzt dich auch in die Lage, durch die wegfallenden Arbeitswege Zeit zu sparen, die du wiederum für Privates nutzen kannst. Vor allem in Corona-Zeiten werden diese Modelle immer beliebter.
Im Home Office ist vor allem Selbstdisziplin gefragt, da du die volle Verantwortung für die Struktur deines Arbeitsalltags trägst. Achte darauf, dass du regelmäßig Pausen machst, um Überstunden zu vermeiden, und verzichte während den Zeiten, in denen du arbeiten solltest, auf Ablenkungen wie Netflix.
Jahresarbeitszeit
Ein etwas selteneres flexibles Zeiteinteilungsmodell, das vor allem in Industrien beliebt ist, deren Arbeitsaufwand saisonabhängig ist, ist die sogenannte Jahresarbeitszeit. Hier wird im Vorhinein eine bestimmte Anzahl von Stunden vom Arbeitgeber festgelegt, die über den Zeitraum von einem Jahr gelten. Je nach Anforderungslast kannst du bei der Jahresarbeitszeit diese Stunden dann im Betrieb abarbeiten. Das ist besonders praktisch, weil du die Zeit gut ansparen und dann zu einem späteren Zeitpunkt abbauen kannst – und dann wiederum z. B. für Auszeiten oder Weiterbildungen nutzen kannst.
Schichtarbeit/Abrufarbeit/Wahlarbeitszeit
Weitere Modelle der flexiblen Arbeitszeit sind tatsächlich die Schicht-, Abruf- und Wahlarbeitszeiten. Obwohl es auf den ersten Blick nicht so scheinen mag, handelt es sich bei einem Job mit Schichtarbeit tatsächlich um eine flexible Form der Arbeitszeit. Vor allem, wenn du in der Lage bist, Schichten zu tauschen oder von einer Spätschicht in die Frühschicht im Team wechseln kannst, hast du auch hier eine gewisse Flexibilität bei der Arbeit. Ein Schichtsystem für ihre Mitarbeiter nutzen vor allem große Betriebe wie BMW oder VW, die auf die Produktion angewiesen sind.
Sonstige Arbeitszeitmodelle.
Auch eine Teilzeitstelle ist eine Stelle mit flexiblen Arbeitszeiten, da du bei den meisten Jobs in Teilzeit deine Stunden flexibel über die Woche aufteilen kannst.
Für bestimmte Unternehmen ist es sinnvoll, die wöchentlichen Arbeitszeiten im Team zu besprechen und individuell zu verteilen, damit auch auf alle Beschäftigten Rücksicht genommen werden kann. Dies nennt sich „teamorientierte Arbeitszeit”.
Ähnlich funktionieren die Abrufarbeit und Wahlarbeitszeit. Bei ersterem werden die jeweiligen Stellen im Betrieb nicht dauerhaft besetzt, sondern nur vom Arbeitgeber besetzt, wenn es wirklich nötigt ist. Besser für Arbeitnehmer ist die Wahlarbeitszeit, hier kannst du als Mitarbeiter deine Stunden hoch- oder runterstufen.
Letztlich bieten manche Arbeitgeber individuelle Modelle für ihre Mitarbeiter an, zum Beispiel eine unbegrenzte Anzahl an Urlaubstagen, oder es wird den Mitarbeitern überlassen, ob sie lieber mehr Lohn oder einen Tag frei wollen. Hier musst du dich ganz genau Fragen, was dir für deine Karriere wichtiger ist: Deine Zeit oder dein Einkommen?
Achte darauf, dass du trotz flexibler Arbeitszeiten eine klare Grenze zwischen Arbeit und Freizeit ziehst, denn vor allem im Homeoffice passiert es schnell, dass man unbemerkt Überstunden macht.
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