Überdurchschnittliche Bezahlung
Das musst du wissen
- Für einen Großteil der Arbeitnehmer_innen* ist eine überdurchschnittlich hohe Bezahlung immer noch das A und O bei der Jobsuche.
- Es gibt viele Arten, auf die du eine überdurchschnittliche oder übertarifliche Bezahlung erhalten kannst. Die Arbeitsrecht- und Steuerlage variiert je nach Modell.
- Vor allem in Berufsfeldern, in denen ein Arbeitermangel herrscht, ist eine übertarifliche Bezahlung ein beliebtes Mittel, um für neue Mitarbeiter zu werben.
Überdurchschnittlicher Lohn: Ein altbewährter Top-Benefit.
Es gibt einen gemeinsamen Nenner, auf den so gut wie alle Benefits am Ende hinauslaufen: Das Geld. Egal, ob du durch Benefits wie Verkehrsmittelzuschüsse, Essenszuschüsse und Co. letztendlich ein paar Euro sparst oder zusätzlich zu deinem Gehalt eine Bezahlung erhältst: „It’s all about the money”. Denn wir alle brauchen Geld, um zu überleben. Deshalb hat der Lohn auch auf der Jobsuche für die meisten die oberste Priorität.
Meist wird den Millennials und der Generation Z nachgesagt, dass ihnen soziale Maßnahmen wichtiger seien als das Gehalt. Doch wie zuletzt der Millennial Survey Report von Deloitte zeigte, liegen auch bei den jüngeren Generationen finanzielle Belohnungen immer noch ganz vorne: Vor allem bei den Millennials platzierte sich der Benefit auf dem ersten Platz. Zwar lag die überdurchschnittliche Bezahlung bei der Generation Z an zweiter Stelle, aber auch hier hielten mehr als die Hälfte der Befragten eine überdurchschnittlich hohe finanzielle Belohnung für „sehr wichtig” bei ihrer Jobsuche. Somit wird auch in dieser Generation bei der Suche weiterhin in Stellenanzeigen nach Jobs geschaut, in der man überdurchschnittlich viel verdienen würde.
Benefit | Millennials | Gen Z |
---|---|---|
Finanzielle Belohnungen/ Vergütung | 63 | 51 |
positive Arbeitskultur | 52 | 57 |
flexible Arbeitszeiten & Arbeitsorte | 50 | 44 |
Zudem hat eine Umfrage von kununu zu den Top 10 Arbeitgebern in Deutschland einen starken Zusammenhang zwischen der allgemeinen Zufriedenheit mit dem jeweiligen Arbeitgeber und der Gehaltszufriedenheit gezeigt. Demnach finden sich in den obersten Rängen der beliebtesten Arbeitgeber vor allem die Unternehmen wieder, die eine überdurchschnittliche Bezahlung anbieten. Dies verdeutlicht die Beliebtheit eines überdurchschnittlich hohen Lohnes.
Im nächsten Abschnitt geben wir dir eine Übersicht zur steuerlichen und rechtlichen Lage und geben Antworten zu den wichtigsten Fragen.
Wo willst du arbeiten?
Steuerliche und rechtliche Lage
Wie bei den meisten anderen Benefits, herrscht auch bei dem Benefit übertarifliche Bezahlung eine teils sehr komplizierte steuerliche und rechtliche Lage. Denn im Arbeitsrecht ist die überdurchschnittliche Bezahlung so einfach ausgedrückt natürlich nicht vertreten.
Aber keine Sorge, wir geben dir Antworten auf die wichtigsten Fragen, wie:
Was ist der Unterschied zwischen einem Zuschlag und einer Zulage?
Kurz gesagt: Eine Zulage wird grundsätzlich vom Arbeitnehmer versteuert, auf den Zuschlag trifft das nicht ganz zu. Auf die Zulage werden wir gleich nochmal etwas genauer eingehen, da sie ein äußerst wichtiger Aspekt der überdurchschnittlichen Bezahlung ist. Aber zuerst blicken wir kurz auf den Zuschlag und wie er im Arbeitsrecht verankert ist.
Der Zuschlag
Zuschläge werden für Mehrarbeit, Nachtarbeit, Sonn- und Feiertagsarbeit oder Schichtarbeit im Betrieb gezahlt. Dies wird meist als sogenannte SNF-Arbeit bezeichnet – SNF steht für „Sonntag, Nacht und Feiertag”. Während dieser Zeiten hast du einen Anspruch auf zusätzlichen Lohn oder Ruhetage. In § 2 Arbeitsrecht ist die Nachtarbeit als Arbeit zwischen 23 und 6 Uhr definiert. Bäckereien sind hierbei ausgenommen, dort kriegst du einen Nachtzuschlag zwischen 22 und 5 Uhr.
Wenn du also zwischen diesen Uhrzeiten arbeiten musst, dann steht dir, laut Arbeitsrecht, ein angemessener Ausgleich an Freizeit oder in Form von Lohnzuschlägen zu – 25 Prozent sind üblich. An Sonn- und Feiertagen gilt zwar die Regel, dass die Arbeit von 0 bis 24 Uhr untersagt ist, aber wie wir alle wissen, gibt es auch hierfür zahlreiche Ausnahmen. Ein paar zusätzliche Euro für diese Arbeit sind arbeitsrechtlich zwar nicht vorgesehen, aber du hast einen Anspruch auf einen Ersatzruhetag.
Jetzt wird es etwas komplizierter: Obwohl du rechtlich keinen Anspruch auf eine Sonderzahlung für deine Arbeit an Sonn- und Feiertagen erhältst, können Lohnzuschläge steuerfrei bleiben, wenn du sie für geleistete Sonn- und Feiertagsarbeit zusätzlich zu deinem Grundlohn erhältst und der Zuschlag 125 Prozent deines Basislohns nicht übersteigt. Generell gilt für die Steuerbefreiung, dass dein Bruttogehalt 50 Euro in der Stunde (inklusive Zuschläge oder Zulage) nicht überschreiten darf. Leider können wir dir in diesem Artikel nicht alle Antworten zum Thema Steuer- und Arbeitsrecht geben. Informiere dich dafür bitte online noch mal genauer oder lass dich persönlich beraten.
Die Zulage
Das wahrscheinlich bekannteste und verbreitetste Modell der überdurchschnittlich hohen Bezahlung ist die Zulage. Eine Zulage ist eine Zahlung des Arbeitgebers, die zusätzlich zum vereinbarten Lohn aufgrund von z. B. einer tarifvertraglichen Regelung, einer Betriebsvereinbarung oder aufgrund einer Einigung im Arbeitsvertrag gezahlt wird. Anders als ein Zuschlag ist die Zulage immer Teil vom steuer- und beitragspflichtigen Arbeitslohn. Es gibt verschiedene Formen, in der eine Zulage ausgezahlt werden kann. Hier sind die wichtigsten:
Erschwerniszulagen
Eine Erschwerniszulage wird gezahlt, um Jobs mit besonders hoher Belastung auszugleichen. Sie steht nicht im Arbeitsrecht, sondern muss freiwillig bezahlt werden. Sie ist aber sehr beliebt, weil sie in einen Tarifvertrag verankert werden kann. Sobald Tätigkeiten verrichtet werden müssen, die an die körperliche oder psychische Belastung gehen, werden Erschwerniszulagen gezahlt. Dies trifft z. B. auf großen Lärm an Baustellen, auf Verantwortung im Personentransport, auf gefährliche Einsätze von Polizisten und Feuerwehrleute oder auf psychische Belastungen im Krankenhaus zu.
Damit diese körperlich oder psychisch belastenden Jobs auch weiterhin eine legitime Berufswahl bleiben, zahlen die Arbeitgeber in so einer Branche also eine Erschwerniszulage und weisen darauf in ihren Stellenanzeigen hin. Diese ermöglicht dir, einen Arbeitsvertrag mit übertariflicher Bezahlung zu kriegen und überdurchschnittlich viel zu verdienen. Die Zulagen werden meistens auf alle anfallenden Arbeitsstunden gezahlt und sind somit unabhängig vom Arbeitsergebnis.
Funktionszulagen
Eine Funktionszulage wird an Arbeitnehmer ausgezahlt, die Jobs in der Führungsebene besitzen, eine Position mit zusätzlichen Verantwortungen übernehmen oder eine bestimmte Qualifikation mitbringen müssen, damit sie den Job ausführen können. Diese Zulage ist eine freiwillige Zahlung, die im Normalfall regelmäßig zusätzlich zum Grundlohn erfolgt. Durch die übertarifliche Bezahlung entsteht eine Hierarchie in den Gehältern, die nach Tarif ansonsten gleichbehandelt werden müssten. Wird diese Zusatzfunktion nicht mehr erfüllt, verfällt die Tariferhöhung.
Leistungszulagen
Diese Zulage wird an Mitarbeiter ausgezahlt, die eine besondere Leistung vollbracht haben; egal ob in der Form von qualitativen oder quantitativen Arbeit oder einer reinen Idee. Diese Zulage ist anders als der Prämienlohn, bei dem eine Vergütung auf Basis von Leistung von Beginn an vorgesehen ist (mehr hierzu später). Wie schon erwähnt, sind alle Zulagen eine freiwillige Zahlung, die von den Mitarbeitern voll versteuert werden muss.
Sozialzulagen
Zu den Sozialzulagen zählen diejenigen Zulagen, die für soziale Umstände ausgezahlt werden. Hierfür müssen keine zusätzlichen Leistungen vom Arbeitnehmer erbracht werden. Sozialzulagen sind freiwillige Zahlungen des Unternehmens, aber es kann auch Regelungen im Tarifvertrag oder Arbeitsvertrag geben. Sie können einmalig gezahlt werden, wenn ein besonderes Ereignis stattgefunden hat, oder es ist eine dauerhafte Zahlung. Die Zulage kann in Euro ausgezahlt werden oder an Leistungen, z. B. Kitakosten, gebunden sein. Wie genau die Zulage letztendlich ausfällt, ist dem Unternehmen überlassen.
Beispiele für Sozialzulagen sind Sonderzahlungen
- zur Hochzeit,
- zur Geburt eines Kindes,
- zum Umzug,
- bei Krankheits- oder Todesfällen,
- zum Jubiläum
- oder zum Firmenjubiläum.
Auch das weitverbreitete Urlaubs- und das Weihnachtsgeld, das ein Unternehmen seinen Mitarbeitern in Form einer dauerhaften Zahlung auszahlt, gehört zu den Sozialzulagen.
Als Mitarbeiter hast du ein Recht auf freiwillige Sonderzulagen, wenn dein Arbeitgeber diese drei Jahre in Folge zahlt. Falls dein Arbeitgeber diese dann im vierten Jahr nicht mehr zahlt und er in den vorigen Jahren nicht auf die einmalige Zulage in der Lohnabrechnung vermerkt hat, dann kannst du die freiwillige Sonderzulage sogar einklagen.
Bezahlung über dem Branchendurchschnitt
Manche Unternehmen zahlen eine übertarifliche Bezahlung. Dies ist z. B. dann der Fall, wenn der Betrieb tariflich einer eher schwächeren Branche zugeordnet ist, die Geschäfte aber gut laufen und sich der Arbeitgeber anhand der Bezahlung von der Konkurrenz absetzen möchte. Eine Tariferhöhung kommt auch dann oft vor, wenn die benötigten Arbeitskräfte, um die offene Stelle zu füllen, nicht vorhanden sind oder qualitativ besonders gute Mitarbeiter zwingend benötigt werden. Wenn Unternehmen übertarifliche Gehälter zahlen wollen, ist es wichtig, dass das Unternehmen den Gleichbehandlungsgrundsatz genau einhält.
Vor allem in Branchen, in denen ein Mangel an qualifizierten Arbeitnehmern herrscht, liegt die Vergütung oft über dem Durchschnitt. Dies trifft primär auf traditionelle Industrien wie die Bank-, Pharma- oder Automobilindustrie zu. Unsere Tabelle gibt dir eine Übersicht darüber, welche Branchen 2021 für ihre Jobs im Durchschnitt einen besonders hohen Tariflohn zahlen.
Top 10 der Branchen in Deutschland mit den höchsten Einstiegsgehältern 2022.
BRANCHEN | UNTERES QUARTIL | MEDIAN | OBERES QUARTIL |
---|---|---|---|
Banken | 46.279 € | 53.813 € | 58.835 € |
Automobilindustrie | 46.279 € | 51.660 € | 57.041 € |
Pharma / Healthcare | 46.279 € | 51.660 € | 57.041 € |
Consulting | 45.203 € | 51.660 € | 54.889 € |
Luft- und Raumfahrtindustrie | 44.126 € | 51.660 € | 57.041 € |
Finanzdienstleistung | 41.974 € | 51.660 € | 57.041 € |
Chemie / Verfahrenstechnik | 43.050 € | 51.660 € | 57.041 € |
E-Technik | 41.974 € | 50.584 € | 55.965 € |
Versicherung | 41.974 € | 49.508 € | 52.736 € |
Anlagenbau | 41.974 € | 49.508 € | 52.736 € |
Leistungsorientierte Bezahlung oder Prämienlohn
Die letzte Art übertarifliche Bezahlung, die wir hier vorstellen, ist die leistungsorientierte Bezahlung, die auch als Prämienlohn bekannt ist. Wenn du einen Arbeitsvertrag mit dieser Vergütungsart unterzeichnest, dann erwartet dich einen Grundlohn, der meist etwas niedriger ausfällt, als bei der Konkurrenz ohne leistungsorientierte Gehälter. Zum Grundlohn kannst du jedoch Zulagen oder Prämien erhalten. Die Höhe der Zulage richtet sich nach deiner Leistung und du kannst dementsprechend deinen Lohn ausbessern, wenn du in deinem Job eine gute Leistung erzielst.
Geld alleine macht nicht glücklich. Ein Job, der dir Spaß macht und in dem du dich wohlfühlst, ist für viele in ihrer Karrierelaufbahn wichtiger als ein paar Euro extra im Monat.
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