Stressfragen im Vorstellungsgespräch.
Im Bewerbungsgespräch überprüfen Arbeitgeber und Bewerber, ob sie zueinander passen. Für die Personaler geht es hier darum, durch gezielte Fragen sowohl Eindrücke von der Fachkompetenz als auch von der Persönlichkeit des Kandidaten zu bekommen. Im Vorstellungsgespräch kommen nicht nur Standardfragen à la „Warum bewerben Sie sich bei diesem Unternehmen?“ vor. Um die Bewerber aus der Reserve zu locken, werden gelegentlich auch Stressfragen gestellt. Absolventa verrät, was für Fragen das sein können und wie man auf sie am besten reagiert.
Stressfragen im Überblick.
Stressfragen können im Vorstellungsgespräch unter anderem dann gestellt werden, wenn Bewerber:innen* lediglich Antworten von sich geben, die auswendig formuliert wirken. So kann man den am besten vorbereiteten Bewerber aus der Reserve locken und mehr über ihn erfahren, als ohnehin schon aus Anschreiben und Lebenslauf zu entnehmen war. Die Stressfragen sollen allerdings nicht nur Stress erzeugen, sondern auch die Kreativität und Spontaneität des Bewerbers testen. Durch das Überrumpeln wird man zu spontanen Gedankengängen gezwungen. Weiterer Sinn und Zweck von Stressfragen: In vielen Berufen ist man auch mit Stress konfrontiert und es gibt Situationen, in denen man unter (Zeit-)Druck Entscheidungen treffen und Lösungen finden muss. Die Stressfragen können einen Rückschluss darauf zulassen, ob der Kandidat in seinem späteren Arbeitsalltag dazu in der Lage ist.
Klassische Stressfragen sind zum Beispiel:
- Warum haben Sie so lange studiert?
- Weshalb haben Sie schon X Praktika absolviert und wurden nie übernommen?
- Warum haben Sie noch nie einen Auslandsaufenthalt unternommen?
- Warum wollen sie Ihren bisherigen Arbeitsplatz schon nach X Monaten wieder wechseln?
- Zwei Arbeitgeberwechsel in zwei Jahren. Warum sollen wir Ihnen glauben, dass Sie langfristig bei uns bleiben möchten?
- Wie weit wollen/werden Sie in unserem Unternehmen aufsteigen?
- Welche drei Dinge würden Sie gegen kein Geld der Welt eintauschen?
- Haben Sie noch weitere Bewerbungsverfahren am Laufen?
- Angenommen Sie wären ein Superheld, über welche Superkräfte würden Sie verfügen wollen?
- Was müsste passieren, dass sie einen Job kündigen?
- Sind sie bereit Überstunden zu machen?
Anspruchsvollere Stressfragen:
- Welche Frage möchten Sie nicht gestellt bekommen?
- Wie schätzen Sie meine Leistung als Job-Interviewer bis jetzt ein?
- Wie schätzen Sie Ihre Leistung im Vorstellungsgespräch bisher ein?
- Wie reagieren Sie bei Streit, Konflikten oder Mobbing am Arbeitsplatz?
- Was war in Ihrem letzten Job Ihr größter Fehler?
- Was haben Sie aus Ihren Fehlern gelernt?
- Wie sind Sie zu dieser Gehaltsvorstellung gekommen?
- Für die Stelle sind Sie eigentlich über-/unterqualifiziert. Warum haben Sie sich trotzdem beworben?
- An welcher Schwäche von Ihnen haben Sie zuletzt gefeilt, mit welchem Erfolg?
- Karriere oder Familie: Was ist Ihnen wichtiger?
- Ihr vorheriger Arbeitgeber ist insolvent. Was hätten Sie persönlich im Nachhinein dagegen unternehmen können?
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Was soll man auf Stressfragen antworten?
Da Stressfragen auf Charakterzüge wie Belastbarkeit, Kreativität und Schlagfertigkeit abzielen, sollte man niemals gereizt reagieren oder sich persönlich angegriffen fühlen. Der Personaler macht nur seinen Job! Wie bei jeder Frage im Bewerbungsgespräch gilt auch hier: Ruhig zunächst einen Moment in sich gehen. Wenn einem spontan eine gute Antworte in den Sinn kommt, umso besser. Doch der Personaler erwartet auf Stressfragen gar keine Antwort, die aus der Pistole geschossen kommt. Denn ähnlich wie bei unerlaubten Fragen im Vorstellungsgespräch kommt es hier weniger auf die exakte Antwort, sondern vielmehr auf die gesamte Reaktion des Bewerbers an.
Auf die Frage nach dem insolventen Ex-Arbeitgeber lässt sich beispielsweise antworten, dass man dort seine Aufgaben (am besten kurz aufzählen, welche das waren) immer absolut engagiert wie motiviert erledigt hat, aber auf die finanziellen Belange des Unternehmens leider keinen direkten Einfluss hatte.
Wird man nach seinen Schwächen befragt, geht man als Bewerber am besten auf Eigenschaften ein, die für die Jobposition unerheblich sind. Wenn man an sich zum Beispiel seine Sauberkeitsdrang „bemängelt“ und freimütig zugibt, handwerklich unbegabt zu sein, sind das Eigenschaften, mit denen wohl jeder Arbeitgeber leben kann. Gegebenenfalls kann man auf eine „Schwäche für ein bestimmtes Hobby“ ausweichen, um dann auf die Aspekte einzugehen, die einen daran begeistern – und so wiederum das Gespräch auf die eigenen Stärken lenken.
Bei Entweder-Oder-Fragen à la „Beruf oder Familie – Was ist Ihnen wichtiger?“ empfiehlt sich eine diplomatische Antwort. Am besten verdeutlicht man, dass man beide Bereiche gleichermaßen wertschätzt und bestmöglich aufeinander abzustimmen versucht, gerade weil hier keine eindeutige Entscheidung möglich ist.
Stressfragen als Herausforderung im Vorstellungsgespräch sehen.
Stressfragen im Vorstellungsgespräch sind seine Herausforderung. Das Positive: Der „Kick“ kann dem Gehirn den nötigen Impuls geben, um in Wallungen zu kommen und einen überzeugenden Auftritt hinzulegen. Trotzdem lässt sich den Stressfragen durch eine sachliche und authentische Antwort häufig der „Stressfaktor“ entziehen. Souveränität ist das beste Mittel bei vermeintlich provokanten Fragen, wie zum Beispiel zu persönlichen Schwächen oder zu Lücken im Lebenslauf. Wer besonnen antwortet, der beweist Soft Skills, mit denen man dem Arbeitgeber imponieren und damit sogar eventuelle fachliche Schwächen ausgleichen kann.
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